Umweltschonend: Ludwigsburger Start-up Arcus macht aus Abfall Kunststoff

Das Unternehmen Arcus baut Anlage in Frankfurt-Hoechst

Ludwigsburg/ Frankfurt.. Im April geht in Frankfurt-Hoechst eine Anlage in Betrieb, die dabei hilft, die Ressourcen der Erde zu schonen. Aus dem Start-up, das die Anlage baut, wird dann ein Unternehmen, das Umsätze erwirtschaftet – sechs Jahre nachdem Markus Klatte die in Ludwigsburg ansässige Arcus Greencycling Technologies GmbH gegründet hatte.

Auf dem 1300 Quadratmeter großen Areal im Industriepark Hoechst wird Kunststoffabfall in qualitativ hochwertiges Kondensat namens Arcus Liquid verwandelt, das wiederum zur Produktion neuer Kunststoffprodukte verwendet wird – die klassische, umweltschonende Kreislaufwirtschaft. Für dieses Verfahren ist Arcus Ende des vergangenen Jahres mit dem „Lothar-Späth-Award 2021“ ausgezeichnet worden – das Start-up war einer von vier Preisträgern aus Baden-Württemberg und Thüringen. In der Kategorie „Herausragende Innovation in Wissenschaft und Wirtschaft“belegte es den zweiten Platz – Klatte und seine fünf Mitarbeiter hatten das Verfahren zusammen mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickelt.

„Ziel ist, dass künftig weniger Kunststoffmüll verbrannt und damit weniger klimaschädliches CO produziert wird“, sagt Klatte. „Und dass die Petrochemie weniger fossiles Öl verwendet, also weniger Öl aus dem Boden holen muss, was gut für die Umwelt ist.“

Der 55-Jährige erklärt, wie das System funktioniert, mit dem seine Firma Kohlenstoffkreisläufe schließt. Sie nimmt Kunststoffabfall an (zum Beispiel Mischkunststoffe und Folien wie Käseverpackungen), der sonst in die Müllverbrennung gehen würde. In der Arcus-Anlage in Frankfurt-Hoechst wird dieser Müll in einem thermischen Prozess in Kondensat umgewandelt: Der Kunststoff löst sich in Gas auf (Fachbegriff: Er wird pyrolysiert), wird dann heruntergekühlt und kondensiert – so wird er zum Kondensat. Das geht in hoher Qualität an Unternehmen der Petrochemie, die dieses Kondensat wiederum zur Herstellung von Kunststoffen verwendet. Um im Bild zu bleiben: So wird aus einer Shampooflasche oder einer Käseverpackung wieder eine Shampooflasche oder eine Käseverpackung oder ein anderes Kunststoffprodukt.

Für diesen Kreislaufprozess hat Arcus-Gründer Klatte die Technik gemeinsam mit seinen Kollegen entwickelt: Die Anlage in Hoechst erzeugt, lagert und füllt das Kondensat auf dem 1300 Quadratmeter großen Grundstück ab. Drei Tage brauche es, um einen Tank mit etwa 26000 Liter Kondensat zu füllen. Für diese Menge benötige man etwa die doppelte Menge Kunststoffabfall, so Klatte. Schon jetzt ist eine zweite Anlage geplant, die deutlich größer als die erste sein wird und mehr Kunststoffabfall verarbeiten kann – nämlich drei Tonnen Abfall pro Stunde. Wie teuer die Anlagen sind, darüber will der Gründer keine Angaben machen.

„Abfälle nicht vernichten, sondern sie in den Kreislauf bringen, auch das schont die Ressourcen der Erde“, sagt Klatte. Mit diesem Prozedere könne beispielsweise auch verhindert werden, dass weiter „Unmengen von Plastik“ in die Meere gelangen. Die Europäische Union wolle, dass sich die Plastik-Recyclingquote erhöhe: „2050 könnten mehr als 90 Prozent des Plastikabfalls in einer Kreislaufwirtschaft recycelt werden.“ Mit dem neuen Arcus-Verfahren „kann man einen großen Beitrag dazu leisten“, so Klatte. Sein Start-up sei „ein Bindeglied zwischen Abfallwirtschaft und Petrochemie“.

Das Kondensat, das Arcus an die Petrochemie mit ihren teuren Anlagen abgibt, müsse eine hohe Qualität haben. „Es wird in externen Laboren geprüft und analysiert“, sagt Klatte, „perspektivisch wollen wir das selbst machen“. Um „allen Anforderungen gerecht zu werden“, arbeitet die Firma mit dem Institut für Technische Chemie am Karlsruher Institut für Technologie zusammen.

Arcus wird von einer Bank und dem Gesellschafterkreis finanziert, zu dem auch die Sülzle-Gruppe in Rosenfeld (Zollernalbkreis) gehört. Mit dem Geld werden Mitarbeiter und der Anlagenbau bezahlt. Ein Start-up benötigt Investoren, bevor es zu einem Unternehmen wird, das Umsätze macht.

In dieser Übergangsphase befindet sich Arcus derzeit: „Wir stehen vor dem Start“, sagt Klatte. Sobald die erste Anlage läuft (sie tut das dann rund um die Uhr), wird die Zahl der Mitarbeiter laut Klatte von derzeit fünf auf etwa 20 wachsen. Dann wird auch der erste Lastwagen auf die Anlage fahren: Er wird mit Kondensat befüllt und die erste Fuhre an die Petrochemie liefern.

 19. Juni 2023

ministrator

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